Dramatherapie – Kunst und Soziales

Während der anthropologische Zweig der Dramatherapie als eine uralte Art des Heilens gesehen werden kann, die ihre Quellen in schamanischen Praktiken und Ritualen hat, entspricht die moderne Dramatherapie hauptsächlich dem Zusammenspiel von experimentellem Theater und humanistischer, existenzieller Psychologie. Vom Theater nimmt die Dramatherapie das Konzept des Spielens, der Aktion und des Experimentierens mit verschiedenen Aspekten von uns selbst innerhalb des sicheren Rahmens der dramatischen Realität. Von der humanistischen und existenziellen Psychologie nimmt sie den Glauben an die innere Stärke. Die Dramatherapie geht von den Ressourcen der Klienten aus, ihren Kräften, Fähigkeiten, Erfahrungen und Interessen. Sie wird vielfältig eingesetzt, um Veränderungsprozesse zu begleiten, Lebenssituationen meistern zu lernen, oder die Gesundung bei Erwachsenen und bei Kindern zu fördern. Die Dramatherapie ist in vielen Ländern ein fester Bestandteil der pädagogischen und therapeutischen Arbeit. Sie wird erfolgreich angewendet in Wohngemeinschaften, Heimen, Spitälern, psychiatrischen Kliniken und Rehabilitationszentren – bis hin zu Schulen und Jugendtreffs. Im Gesundheitsbereich bewährt sie sich sowohl in der stationären wie in der ambulanten Behandlung.

 

Geschichte

Dramatherapie ist eine von fünf Richtungen der Kunsttherapie, die sich von Impulsen aus den USA und Europa aus der Mitte des 20. Jahrhunderts herleitet. In der Kunsttherapie wird hauptsächlich mit Medien der bildenden und darstellenden Kunst gearbeitet. Durch sie können Klienten unter therapeutischer Begleitung innere und äussere Bilder ausdrücken, ihre kreativen Fähigkeiten entwickeln, und ihre sinnliche Wahrnehmung ausbilden. Der dramatischen Realität in der Dramatherapie wohnt ein Schöpfungsakt inne, dem eine schon seit langem anerkannte innere Heilkraft zugesprochen wird. Die hebräischen Wörter “Schöpfung” (beriah) und “Heil” (beriyuth) entstammen der gleichen Wurzel. Aehnliche Vorstellungen über die heilende Kraft des schöpferisch-kreativen Akts finden sich in vielen Kulturen. Es war möglicherweise sogar dieser tief verwurzelte Glaube an den therapeutischen Wert des schöpferischen Akts, der die Entwicklung aller Bereiche der Kunsttherapien im letzten Jahrhundert vorantrieb. Die Kunsttherapie unterscheidet sich von anderen Therapieformen dadurch, dass zu der Beziehung Therapeutin – Klientin ein Drittes hinzutritt: das künstlerische Medium. Heute sind Dramatherapeutinnen weltweit in Fachverbänden vernetzt.

 
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Ziele

Drama bedeutet «Tun» oder «Handeln». Im so-tun-als-ob der dramatischen Realität können für Probleme und Konflikte, denen im Alltag schwierig beizukommen ist, Lösungen gefunden und in den Alltag übertragen werden. Wenn wir auf einer Bühne nur so tun, als ob, können wir uns freier mit unseren Themen und Fragen auseinandersetzen. Dramatherapeutisches Schaffen erweist sich oft als Mittel, um sich neue Werkzeuge für die Lebensgestaltung anzueignen. Es entsteht eine Brücke zwischen der inneren und äusseren Welt. Menschen tendieren dazu, ihre Lebenserfahrung als Geschichte zu organisieren, und dabei nur gewisse Aspekte zu betonen, doch Menschen sind so viel mehr als die Narrativa, die sie über sich erzählen; unser Leben schreibend und spielend zu erfahren, lässt uns herausfinden, wer wir sind, und wer wir sein können. Der Zweck der Dramatherapie ist, die Ebene der dramatischen Realität zu erreichen, die Klientel in einige ihrer Formen einzubinden, eine Reise an einen inneren Ort ihrer Themen zu schicken, wo geschützt erforscht, bearbeitet, transformiert werden kann. Wenn man der dramatischen Realität wichtige Inhalte anvertraut, bekommt man sie selten so zurück, wie sie vorher waren. Die Transformation passiert, weil mit diesen Inhalten buchstäblich etwas gemacht wurde. Dramatherapie kann mit oder ohne Requisiten, Rollenspiel, Geschichten oder Charakteren stattfinden; aber nie ohne eine Form von dramatischer Realität.

 

Rolle Dramatherapeutin / Klientin

Um ein Maximum des therapeutischen Potenzials der dramatischen Realität herauszuholen, fungiert die Dramatherapeutin als Spielleiterin, Zeugin, Nebencoach und Sparringspartner.  Je nach Klientel und Thema bilden Märchen, Mythen, Theaterstücke, Gedichte oder weitere Texte den Ausgangspunkt des Handelns, oder eigene Geschichten, Bilder und Figuren werden unter erfahrener Anleitung gestaltet. Der rote Faden ist stets die Auseinandersetzung im künstlerischen Medium des Dramas, also in einer symbolischen, dargestellten Wirklichkeit. So wird die dramatische Realität zur geeigneten Arena, in der schwierige Gefühle, Hypothesen oder Wiedererleben von Erinnerungen erkundet werden können. Die Umsetzung virtueller Inhalte in eine schöpferische Form ist in sich ein Ort machtvoller therapeutischer Vorkommnis - sei sie verbal verarbeitet oder nicht. Dramatherapeutische Interventionen finden auch ihren Weg in die Oeffentlichkeit. In «Aufführungen» werden soziale und politische Konflikte im öffentlichen Raum inszeniert und transformiert – als Kunstform für den gesellschaftliche Wandel.

 

Wissen / Erfahrung

Psychologie: Grundlagen der Dramatherapie sowie Theorie und Konzepte, Interventions- und Abklärungstechniken, kreative und psychologische Prozesse, therapeutische Kommunikation, Selbsterfahrung in der Gruppe und Lerngruppen, dramatherapeutische Interventionen mit verschiedenen Populationen, Störungen und Pathologien, Implikationen für die Dramatherapie, Projektarbeit, Berichte, Fallstudie, medizinische Grundlagen, erste Hilfe, Anamnese, Befunderhebung, Lehrtherapie (Malen/Musik), Praktika (Intermedial/Tanz/Drama), Supervision, Praktikum Gleichwertigkeitsprüfung (Pflege & Betreuung), Pädagogik, Psychologie, Soziologie, Psychopathologie, Qualitätssicherung, Organisationsentwicklung, Oeffentlichkeitsarbeit, Berufsrolle, Selbsterfahrung Psychoanalyse und Psychotherapie

Darstellende und bildende Kunst: Studium Englisch/Deutsch mit Diplom HF, Erwachsenenbildnerin, Uebersetzerin, Lektorin, Journalistin, Autorin (Belletristik/Drehbücher), Vorträge, Moderationen, Ghostwriting Zertifikate orientalischer Tanz, Tango, Standardtänze, Bildhauerei (Stein/Holz), Metallbearbeitung, Klebetechniken, Malen, Fechten, Gesangsunterricht, Musikschule (Flöte, Klavier, Violine), Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Tschechisch, Hebräisch, Japanisch, Theatererfahrung (Regie/Schauspiel), Film, Fotografie, Literatur, Maskenbau und autobiografisches Theater, Sprachberatung

«Dramatherapie ist eine Therapie des Optimismus; sie ist eine Therapie für das Jetzt und die Zukunft. Sie kann Menschen dabei helfen, weiterzugehen anstatt sich andauernd in eine nicht hilfreiche Vergangenheit zu stürzen.»

Sue Jennings